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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wiederladen Ordonnanz 1882


Tüftler
3. August 2010, 13:15
Ordonnanzrevolver 1882-1929 immer noch in recht grosser Stückzahl herumligend, fristen Diese vielerorts ein keintöniges Dasein. Seit ich nun stolzer Besitzer eines solchen Stücks Schweizer Kulturguts bin, habe ich natürlich auch das Bedürfnis Dieses zu benützen. Nun gibt es zwar auf dem Markt immer noch ein paar Schachteln RP82 zu kaufen, diese haben aber oft einen recht stolzen Liebhaberpreis, bieten dafür aber das originale Schusserlebnis mit Schall und Rauch. Gut gelagerte originale RP82 Patronen aus den frühen Sechziger Jahren, schiessen absolut problemlos und die Hülsen samt Schachtel sollten auf jeden Fall für einen Wiederlader gesammelt werden.

Dann gibt es noch Fiocchi, die produzieren gelegentlich neue Patronen für den Revolver 7.5mm. Auch diese Munition hat einen stolzen Preis. Jedoch kommt man dann wenigstens an moderne passgenaue Hülsen, die für den Wiederlader sehr interessant sind, weil sie mit modernen Boxerzündern bestückt sind. Aber weil sie mit einer relativ zarten Ladung Nitopulver geladen ist, fehlt dieser Replika-Patrone halt schon ein "Bizzeli" das spezielle Schiesserlebnis.

Und dann gibt es noch die preiswerte, aber etwas exotische Möglichkeit eine 32 Wadcutter-Patrone aus dem Revolver 82 zu verschiessen. Das geht, aber Crocodile Dundee würde wohl sagen: „Man kann davon leben aber es schmeckt beschissen“, oder sachlich gesagt, butterzarte Treffer aber ohne wirkliches Schusserlebnis. Dazu kommt, dass die Patrone nicht konisch ist und deshalb oft kurz vor dem Schuss exzentrisch in die Trommel kippt, das führt dazu, dass die Patrone dann meist unförmig aufgeblasen wird oder sogar reisst. Aber es schiesst und man trifft trotzdem akzeptabel und waffenschonend. Für Wiederlader gibt es einen Trick die 32er-Hülse zu retten. Man schneide ca. 3mm breite Streifchen einer Klebeetikette und klebe diese Streifen gleich vor den Hülsenboden. Dann bläht sich die Patrone konzentrisch konisch auf und sie kann anschliessend ohne den Streifen mehrfach wieder geladen werden, sogar mit Schwarzpulver.

Zum Geschoss. Ich giesse LuPi-Blei in einen Silikonschlauch mit etwa 5-6mm Innendurchmesser. Diese bis 1m langen Bleistangen schneide ich mit einer Rebschere in gleichlange 7-Gramm Stücke. Erst gebe ich ein solches Rugeli in eine zweiteilige Matritze und es wird kräftig gepresst. Dann wird der untere Teil der Matritze entfernt und das neue Geschoss aus der oberen Matritze gedrückt. Somit habe ich ein passgenaues, kalibriertes Bleigeschoss mit runder Spitze. Zum Schluss wird es noch mit einer Feile Randriert und so hat man dann ein setzfertiges Geschoss mit akzeptabler Präzision zum Nulltarif. Oder man Kauft sich Bleigeschosse (7Gramm) mit bereits gefüllter Fettrille, diese presse ich durch eine konische Kalibiermatrize und schon habe ich ein setzfertiges Bleigeschoss.
Zurück zur originalen RP82, diese hat natürlich Berdanzünder und die lassen sich nicht so einfach ausstossen, aber raus spühlen mit Wasserdruck.
Mit einem hydraulischen Gerät wie das Teil in folgendem Link, ist es ausser bei winterlichen Minustemeraturen (z.B. Mai 2013) ein Vergnügen. Rasend schnell und absolut Hülsen- und Fingerschonend. Ein solches Gerät benütze ich gelegentlich auch für die Thuner (PP03) 7,65 para. Das sind Boxer-Hülsen mit kleinem Zündloch.
Hier ein Link zu einem Film mit Demonstration: http://www.youtube.com/watch?v=FskNx4UBZvc
Der Aussenzylinder kann mit ausreichender Wandstärke auch aus Aluminium gefertigt werden, den Schlagstössel mache ich aber immer aus Stahl.
Hat man das Zündhuetli einmal raus, dann muss die Patrone gereinigt werden, mit einem neuen Zündhüetli bestückt und mit Schwarzpulver neu geladen werden. (ursprünglich 0.7 Gramm Schwarzpulver Nr.1). Das Geschoss wird gesetzt und nun bekommt die neue alte Patrone noch eine Fettkappe, indem man die fertige Patrone kopfüber in die warmflüssige Fettmischung tunkt. Dann kann das wohlverdiente Schiessvergnügen beginnen. Es bedarf aber schon einer speziellen Freude dies alles zu tun, aber Modellflieger werken ja auch Stunden- oder Tageweise eigenartige Fluggeräte wie fliegende Speckbrettli zusammen, um sie dann nach wenigen Minuten oder Sekunden aus dem Acker zu bergen.
Es ist aber schon ein erhebendes Gefühl, wenn ein solches Stück Schweizer Kulturgeschichte, nach vielen Jahrzehnten, endlich wieder originalgetreu Laut gibt und das mit absolut sportlichem Hintergrund.
Wiedergeladene Schwarzpulverpatronen bieten ein perfektes Schusserlebnis mit ordentlichem, weichem "Bumm" und man trifft auch auf 50m die Scheibe mit akzeptabler Streuung. Wenn auch hinterher eine Reinigung mit Seifenwasser nötig wird.
Wiedergeladen mit Nitropulver schiesst zwar, aber es ist wie Essen ohne Zähne, - - - stell ich mir vor.
Dass die Geschosse statt aus Hartblei oder Kupfermantel aus kalt gepresstem LuPi-Blei bestehen sehe ich nicht so eng, schliesslich putzt man den Oldtimer ja meist bereits nach wenigen Schüssen wieder.
Zum Bild: links nach rechts, Blei Rohling, Geschoss blank, Geschoss randriert, 32WC Hülse vorbereitet, ord. RP82 Hülse vorbereitet, fertiger Schuss mit Fettmantel, original RP82

Tüftler
2. January 2015, 11:27
Aus 7,65 Para wird Hülse RP82 Bild unten Img 5852.

Dies ist eine weitere Möglichkeit Hülsen zu beschaffen.
In den schweizer Pistolenständen sind zur Zeit immer noch 7,65 Para Hülsen im Altmetall.
Also wer sich nicht zu schade ist kann daraus Hülsen für den Revolver 1882 machen.

Beschreibung unter folgendem Link http://www.schiesssporttrainer.ch/forum/showthread.php?t=677

Tüftler
13. December 2016, 12:58
Bisher unerwähnt war die bei Schweizer Schwarzpulver-Revolver-Munition trennende Kartonscheibe.
Wenn man eine Originalpatrone (ein Verreckerli) delaboriert, dann stellt man fest, dass zwischen Schwarzpulver und Geschoss eine gewachste Kartonscheibe eingelegt ist. Mit einem krummen Spitz kann man die Scheibe gut durchstechen und dann heraushebeln. Diese Scheibe hat zwei Aufgaben.
1. Wärmeisolation, damit das Blei beim Schuss nicht angeschmolzen wird.
2. Die Kartonscheibe wird mit einem Holzstäbchen eingedrückt und fixiert damit das Pulver als eine Art Tablette fixiert ist, ein entmischen wird so verhindert.

Material: Trocken gelagerte Kartonverpackung. Geeignetes Material ernte ich in der familiären Leckereienschublade. Ohne eine Marke zu bevorzugen, möchte ich doch ein Beispiel geben. (z.B. Ragusa- oder andere Schoggi-Karton). Es gibt Wiederlader die schwören auf Milch-Tetrapackungen, die sind dann beidseitig wasserdicht.
Herstellung: mit einem Stanzeisen auf Stirnholz, oder besser noch mit einer Stahlkugel die den Karton auf die Kante der gebohrten Stahlform drückt. Die Kugeloberfläche schneidet sauber auf den Lochrand. Kugelstanzen presst die Kartonscheibe etwas rund bombiert. Eine Kugel gestanzte Scheibe lässt sich leichter und ohne kippen, in der Patrone auf das Pulver aufsetzen.